Angekommen im Paradies

Es ist fünf Uhr morgens. Nach drei Tagen und Nächten auf See und ordentlichem Seegang heißt es mal wieder: Land in Sicht. 350 Seemeilen liegen hinter uns. 350 Seemeilen die zwischen Gegenwart und Vergangenheit liegen.

Vor uns liegt eine kleine Insel, welche Captain Morgan schon angelaufen ist. Eine unbekannte Insel, die in den wenigsten Reiseführern zu finden ist. Wir machen mit der Sonntag eine Zeitreise und befinden uns um 1492 als Christoph Kolumbus auf seiner Indienreise Amerika entdeckte. Vor uns taucht ein kleines Holzboot mit einem Segel auf, zusammengenäht aus alten Stofffetzen. Weit draußen kämpfen die kleine Boote gegen Wind und Welle und suchen nach ihren Reusen und Fischernetzen. Ohne Außenborder, nur mit alten Baumwollsegeln und Paddeln aus Palmen. Unsere Seekarten sind ungenau und so fahren wir die letzten Meilen vorsichtig unter Maschine und versuchen vom Bug aus die Untiefen im türkisblauen Wasser auszumachen. In der geschützen Bucht auf der Nordseite unserer Trauminsel mit Blick auf Haiti, werden wir von strahlenden Kindern begrüßt. Sie umkreisen uns geschickt mit ihren ausgehüllten Mangobäumen und zaubern uns ein Lachen ins Gesicht.

Die ganze Sonntagscrew blickt sich an und alle denken das gleiche. Wir sind angekommen in unserem ganz persönlichen Paradies. Haiti ist ein vergessenes Land und wer hier auf die kleine vorgelagerte Insel möchte, kommt eigentlich nur mit seinem Segelboot hierher. Dementsprechend scheint die Zeit hier stehengeblieben zu sein. Anstelle von Autos gibt es Esel. Anstelle von lauten Außenbordmotoren gibt es Einbäume und Paddel aus Palmenblättern. Anstelle von Landmaschinen und Traktoren gibt es Ochsen. Die Leute sind hier zwar arm an Geld, aber sie haben alles was Sie zum Leben brauchen. Die Kinder sind gesund und wohl genährt und es mangelt nicht an genügend Obst und Gemüse sowie Fleisch und Fisch. Der kleine Ashley erzählt uns, dass Morgen Schulfrei sei und wir am Montag unbedingt mit zum Markt kommen sollen, während er uns fünf Lobster aus seiner Reuse herüberreicht. Der 15 jährige Makoi, bringt uns Mangos und frisches Brot und freut sich über Bonbons und ein paar Cents.

Vor uns liegt ein kleines Segelboot, Mouren eine Soloseglerin aus Australien, welche seit 13 Jahren unterwegs ist und bereits 8 mal den Atlanik bezwungen hat. Wir sitzen bis spät Nachts zusammen im Cockpit, genießen frischen Lobster vom Grill und erzählen uns bei Rotwein bis tief in die Nacht Geschichten übers Segeln und fremde Länder.

Für uns ist klar, dass aus unserem kleinen Zwischenstopp auf dem Weg nach Kuba eine längerer Aufenthalt wird. In einer fremden und wunderschönen Welt, welche wir so zuvor nocht nicht gesehen haben. Makaoi zeigt uns sein Dorf, es riecht nach Duftstäbchen vom allgegenwertigem Woodobrauch, ein alter Mann schnitzt mit einer Machete Holzbalken für den Bau eines Fischerbootes und ein paar Meter weiter knüpfen Fischer neue Netze. Heute Abend findet ein Hahnenkampf statt und am Montag laufen wir auf die andere Inselseite zum Markt und Segeln mit den einheimischen Fischern Downwind zurück zum Ankerplatz. Colby fragt ob wir zu seiner Familie nach Hause zum Essen kommen. Seine Mutter wird kreolisch Kochen. Der Alex geht mit der Hapune auf Lobsterjagd und Franz staunt über den Reichtum an riesigen Mangobäumen.

Hier ist die Welt noch in Ordnung. Kuba muss warten. Ahoi! aus dem Paradies !

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