Kuba Finale

Viele haben uns schon vermisst geglaubt weil wir so lange nichts von uns haben hören lassen. Aber wir waren nur kurz im Urlaub: zehn Tage mit Klappfahrrad und Rucksack in Kubas Westen. Mit dem Viazul-Bus ging es über Havana nach Vinales. Dies ist die größte Anbaugegend für Tabak und mit seinen Mogrotes (riesigen Steinkegeln), vielen Höhlen und einer atemberaubenden Landschaft einfach nur unbeschreiblich schön. Mit unseren Fahrrädern kamen wir in Gegenden, in denen sich sonst wohl kein Tourist blicken lässt. An einer Tabak-Trocknungs-Hütte (bei uns würde man Heustadl sagen,

nur eben für Tabak) saß ein junger Kubaner und war stolz, uns seine Arbeit zu zeigen und uns alles über den Tabakanbau und natürlich über Zigarren zu erzählen. 90% der Produktion wird nach Havana zu den großen staatlich Zigarrenfabriken geliefert. Der Rest ist für den Eigenbedarf und den “Hofverkauf”. So kamen auch wir zu den obligatorischen, hangerollten Biozigarren. An einem anderen Tag ging es mit Pferden und einem Guide zu den Cuevas del Silenco. Nachdem wir einige Minuten ins innere der Höhle zu einem kleine See marschiert waren, schalteten wir unsere Taschenlampen aus. Totale Finsternis und absolute Stille. Ohne einen Local, der sich als Höhlenführer anbot, hätten wir uns sicherlich in einem der zahllosen seitenarme verlaufen und würden jetzt noch in der “Höhle des Schweigens” sitzen. Jeden Abend gab es auf dem Hauptplatz Livemusik und wir saßen mit Einheimischen um den Klängen der Kubanischen Stars der Popszene zu lauschen. Auf dem Weg nach Havana machten wir noch eine Nacht Zwischenstop in Las Terassas, einem sozilaistischen Ökodorf. Highlight war ein Vegetarisches Restaurant mit ausgefallener Karte. Nachdem wir mehrere Wochen nur das kubanische Nationalgericht (Huhn/Schwein mit Reis und Bohnen, was auch fast das einzige Gericht ist, das man in Restaurants bekommt) gegessen hatten war ein wenig Gemüse eine willkommene Abwechslung. Dass ein Ökodorf ausschließlich aus künstlich angelegten Seen und Stahlbetonbauten besteht, war uns neu und so verließen wir Las Terrassas nach einer ausgibigen Ruderbootfahrt wieder in Richtung Hauptstadt. Ich Havana hatten wir uns ein Casa Particular (Private Zimmervermietung) im Coilonialstil mitten in der Altstadt Habana-Vieja ausgesucht. Der Vermieter, ein Arzt, hatte seine ganze Wohnung in ein Museum aus Antiktrödel und Kitsch verwandelt. Alles war blitzblank und es gab jeden morgen ein riesen Frühstück. Er erzählte uns, dass er mit der Vermietung von Zimmern im Monat mehr verdient als sein Jahresgehalt als Arzt ist. Ein Arzt bekommt im Monat im Schnitt 40-80 Dollar. Wir haben Havana geliebt. Es ist die Stadt der Gegensätzte (wie der Rest Kubas auch). In der einen Ecke bringen Busse Schaaren an Touristen aus den Hotelanlagen zum Tagesausflug. Dort wird man von allen Einheimischen ständig angequatscht (“Zigarros, Taxi, Chicas,…”) und ein Taxifahrer bewegt sich unter fünf Dollar nicht. Alles spielt sich in der harten Währung, Peso Convertible, ab, die den 24 fachen Wert vom Peso Nacional hat. Dort sind auch die Straßen (zumindest halbwegs) fein herausgeputzt und die Häuser in passablem Zustand. Ein paar Straßen weiter sieht es gleich ganz anders aus. Viele Häuser sind verfallen. Man arangiert sich damit, wenn das Erdgeschoß wegen Feuchtigkeit nichtmehr bewohnbar ist dann zieht man eben in den ersten Stock, wenn das Dach einstürzt dann gehts eine Etage nach unten. Es gibt viele “Cafeterias”, Kubaner dürfen seit dem Machtübergang auf Raul Castro ihr eigenes kleines Business haben. So kann man Minipizzas für unter 40 Dollarcent kaufen, ein Glas Limo kostet 2 Peso National, umgerechnet weniger als 10 Cent. Das sind auch die Gegenden, in denen wir mit Einheimischen in Kontakt kamen. Jeder ist freundlich, hat einen flotten Spruch drauf. Und alle wollten unsere Fahrräder haben. Die Mangelwirtschaft kommt in den einheimischen Läden deutlich zum Tragen. Von dem geringen Warenangebot ist grundsätzlich vieles nicht verfügbar. Gewisse Waren müssen auch einheimische in kleineren Shops mit harter Währung zahlen. Kosmetikprodukte, Erfrischungsgetränke, Bier, Konserven, etc. sind nur gegen Peso Convertible zu haben. Allgegenwärtig fahren Amerikanische Oldtimer als Taxis oder private Autos durch die Straßen. Ersatzteile gibt es selten, also wird improvisiert. Das Nachtleben in La Habana rockt! Besonders am Wochenende ist der Malecon, die lange Uferpromenade, der Treffpunkt für Jung und Alt. Wir trafen John, einen US-Amerikaner, der sich in Kuba verliebt hat und über einen Mittelsmann eine Wohnung mitten im Partyviertel “Vedado” gekauft hat. Wenig später sitzen wir bei Cubalibre mit ihm und mehreren Einheimischen auf seinem Balkon. Die Discotheken und Nightclubs sind für einige Einheimische zu teuer (dort wird wieder in harter Währung = Peso Convertible bezahlt) und so sieht man vor den Türen große Trauben von Menschen, die hoffen einen, meist ausländischen Sponsor für den Eintritt zu finden. Nach zehn Tagen “on the road” freuten wir uns wieder auf die Sonntag zurück zu kommen. Für uns war klar, dass wir einige der schönsten Ecken Kubas gesehen haben und dass Varadero definitiv nicht dazu gehört. Deshalb wollen wir zügig weiter Richtung Florida. Die Wettervorhersagen waren nicht optimal. Es war aber auch keine Besserung in Sicht. So legten wir gestern, nach kompizierten Ausklarierungsformalitäten, zwischen zwei Gewittern ab. Die Nacht sollte, wie wir erwartet hatten, nicht angenehm werden. Stängig Gewitter um uns rum, Regen, viel Wind, Welle von der Seite. So waren wir erleichtert, als wir heute früh die “Seven Mile Bridge” der Florida Keys aus der ferne erkennen konnten. Auch die Einfahrt in die geschützte Bucht “Boot Key Harbour” war spannend. Zuerst sahen wir zwei große Haie (das erste mal auf unserer Reise). Dann konnten wir nur bei Hightide einlaufen da die Einfahrt sehr flach ist. Auf der anderen Seite gibt es eine Brücke mit einer Hochspannungsleitung (“High Voltage, Clearance 65f” steht auf einem großen Schild). Unser Mast sollte nur 60 ft hoch sein, trotzdem kletterte Domi zur Sicherheit in den Mast, während ich die Sonntag bei seitlicher Strömung langsam durch die schmale Brückeneinfahrt bugsierte. Genung Platz nach oben! Wir liegen wie in Abrahams Schoß. Die Einreise in die USA (wir dachten, die härteste Grenze der Welt), lief per Telefon. Morgen müssen wir mit dem Bus nach Key West fahren, und bei US-Immigration vorstellig werden. Die Sonntag liegt sicher vor Anker, das Schlauchboot ist wieder aufgeblasen und so können die letzten drei Wochen unseres Abenteuers beginnen. Die letzte große ÜBerfahrt hat die Sonntag unbeschadet überstanden. Sobald wir Internet haben, laden wir wieder viele Fotos hoch.

Mal wieder “Ahoi” von der Sonntag

 

 

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