Von Puerto Vita aus wollten wir uns Bucht für Bucht nach Cayo Guillermo vorarbeiten.
Unser erster Zwischenstop, Puerto Padre, entpuppte sich als eine riesig große Mangrovenbucht. Die Einfahrt war traumhaft schön und wir sahen tolle Ankerplätze. Aber da spielt die Kubanisch Guardia Costera nicht mit. Trotz diverser Ausreden die wir über Funk übermittelten (unser Diesel sei knapp, zu viel Gegenströmung, aufkommende Dunkelheit,…), blieben die Beamten hart und wir mussten ganze fünf Seemeilen durch betonnte Kanäle in einen häßlichen und stinkigen Industriehafen fahren. Dort wollten wieder mehrere Beamte unsere Papiere überprüfen. Nachdem wir uns weigerten am rostigen Pier festzumachen, wurde uns ein Ankerplatz in der Bucht zugewiesen.
Am nächsten Morgen das gleiche Spiel, diesmal wollte sogar jemand an Bord kommen. So viel Bürokratie und wir durften dabei noch nicht mal an Land gehen.
Bis Guillermo wird es keinen Ankerplatz geben an dem wir kubanischen Boden betreten dürfen und deshalob war für uns klar, wir müssen so schnell wie Möglich Strecke machen. Das heißt für uns eine Nachtfahrt einlegen. Anfangs kamen wir gut voran, aber schon am Nachmittag bauten sich große Gewitterwolken auf. Gegen abend sahen wir die ersten Blitze unter Land. Unser Radar zeigte uns an, dass die Gewitterzelle uns genau den Weg versperrte. Zudem waren wir genau an der Grenze zu einem Verkehrstrennungsgebiet. Wir überlegten uns diverse Strategien, aber mit einem langsamen Segelboot ist es fast unmöglich dem Gewitter auszuweichen. Wir hofften, nördlich daran vorbei zu kommen und änderten unseren Kurs. Nach einer halben Stunde begann starker Regen und der Wind drehte und kam genau von vorne. Wir mussten die Segel bergen, aber nach Murphys Gesetz sollte genau in diesem Moment die Reffleine unserer Genua reißen. Zum Glück schafften wir es schnell, die Genau von Hand einzurollen, denn der Wind hatte inzwischen fast Sturmstärke erreicht. Obwohl wir die Drehzahl der Maschine erhöhten kamen wir nur noch mit 1,5 Knoten voran. Steile Wellen schlugen über das Deck, wir waren patschnass. “die Position kann nicht länger bestimmt werden”, warnt unser GPS Gerät, auch das noch. Doch das I-Pad mit der Navionics Software lief eh schon die ganze Zeit mit. Es war klar , so gehts nicht weiter, also drehten wir ab. Puerto Novitas, ein weiterer Industriehafen, war nur 10 Meilen entfernt. Eine Anfrage nach einem Pilotenboot blieb unbeantwortet, es war längst dunkel und die Einfahrt in den Hafen erschien uns bei Nacht zu gefährlich, zumal in der schmalen Zufahrt in diese Bucht sehr starke Tiedenströmungen auftreten (bis 5 Knoten).
So konnten wir nichts anderes tun, als unseren Kurs soweit zu ändern, dass wir zum Land und den gefährlichen Korallenriffen einige Meilen Abstand hielten und uns und die Sonntag so gut wie möglich vor einem Blitzeinschlag schützen. Wir verbrachten die meiste Zeit unter Deck, wo wir, wie in einem Faradeyschen Käfig, sicher waren. Funkgerät und andere elektronische Geräte steckten wir ab, unser Satelitentelefon bewahrten wir im Backofen auf.
Wir hatten beide ein mulmiges Gefühl obwohl wir wissen, dass die Sonntag ein sicheres Schiff ist. Nach zwei Stunden hatte das Gewitter an Stärke verloren und war auch weiter aufs Meer rausgezogen. Ein holländisches Frachtschiff, das wir angefunkt hatten, bestätigte uns unsere Beobachtungen und so dehten wir die Sonntag wieder auf ihren ursprüglichen Nordwest-Kurs zurück. Um 23.00 Uhr, vier Stunden nachdem das Gewitter begann, kreuzten wir wieder unsere Tracklinie. Auf dem Plotter sah unsere Fahrt wie ein kleines Gemälde, mit mehreren Kreisen und Zickzacklinien aus.
Am nächsten Morgen waren wir froh, bei Cayo Confites hinter einem Korallenriff Schutz zu finden. Wir ankerten vor der winzigen Insel Cayo Verde, die wir für uns allein hatten. Türkises, glasklares Wasser, dahinter eine Robinson-Insel mit Palmen und Sandstrand. Nur an Land durften wir natürlich wieder nicht.
Am Nachmittag nahm der Wind wieder zu und unser geschütztes Plätzchen entpuppte sich bei Westwind als Mausefalle. Obwohl wir von der Nacht, in der wir kaum ein Auge zugetan hatten, fix und fertig waren, mussten wir wieder umziehen. Hinter Cayo Confites lagen wir zwar auch sehr unruhig aber dafür sicher. Wir wollen gern weitersegeln, aber der Wind kommt genau gegenan und eine steile Welle rollt mit ihm. Laut Wettervorhersage wird der für hier so unübliche Westwind heute Nacht ein bisschen schwächer und so wollen wir heute abend mit dem letzten Licht die Passage aus dem Riff heraus wagen und wieder eine Nacht die Zähne zusammenbeißen und gegenan Bolzen.
Wir hoffen in Cayo Guillermo einen halbwegs ruhigen Ankerplatz zu finden und an Land gehen zu können. Denn wir brauchen dringend Diesel. In die Marina können wir leider nicht einfahren, das Riff dort ist mit 1,6 m Einfahrtstiefe einfach zu flach für uns.
Wieder einmal haben wir gelernt, dass man zwar viel planen kann, aber am Ende behält die Natur mit ihren Gewalten doch immer Oberhand.